"Habt ihr noch mehr Kriterien?. Aus dem Blickpunkt eines USA-Spezialsammlers betrachtet:
Es gibt eigentlich nur ein einziger Kriterium beim Markenkauf: Wieviele Marken gibt es noch, die schöner sind als die Marke, die vor mir liegt? Für "schöner" kann man all die oben genannten Kriterien einsetzen.
Das beste Beispiel ist die blaue Mauritius. Das ist eine potthässliche Marke, die Vorderseite kaum mehr auszumachen, die Rückseite total verunstaltet mit jedem Besitzerzeichen der sie je besass. Trotzdem will sie jeder Superreiche haben weil es eben die Einzige ist.
Das nächste Beispiel ist die C3a "Inverted Jenny". Diese Marke ist nicht rar, es gibt fast 100 davon, und fast alle sind in einem eher mässigen Zustand (Knicke, Neu gummiert, Nachgezähnt, etc). Trotzdem sind die Jennies sauteuer weil sich ein jahrzehntelanger Hype darüber gebildet hat.
Das nächste, gefährliche Beispiel ist der Hype der "Graded Stamps", speziell die unsägliche Firma PSE. Hier wird aussschliesslich auf die Zentrierung der Marke geachtet und Leute zahlen absolute Spinnerpreise für "perfekte" Marken. Wenn man sich ein paar der von PSE zertifizierten superzentrierten Mmarken genauer ansieht, dann sieht man gezogenen Zähne, Nachgummierungen, Nachperforierungen... Wenn man PSE anspricht auf die offensichtlichen Fehler, dann kommt als Antwort zB "Poo Poo head stamps not what I collect bad man Doo Doo.." (Stampboards.com) von einem der Firmenchefs (der offensichtlich die Intelligenz eines halben Brötchens besitzt).
Wenn ich eine Marke/einen Brief kaufen will, dann ist das Kriterium: Wertet es meine Sammlung so auf, dass es mir den Kaufpreis wert ist, ganz egal was der Zustand ist. Und wenn mir die Marke an sich nicht wirlich super gefällt, wie gross ist die Chance, irgend wann mal eine noch Bessere kaufen zu können? (Ich werde allerdings sicher nie von PSE irgend Etwas kaufen.
Wenn man allerdings nur auf das Beste hofft, riskiert man einfach auf einem leeren Album zu sitzen.
Für das "Grundsortiment" (=mehr oder weniger die Massenware) gilt allerdings immer: So wenig Kompromisse wie möglich bis gar keine Kompromisse. Es lohnt sich nie, für eine 50 Euro Marke nur 3 Euro auszugeben, dafür hat die Marke dann zB halt einen fehlenden Zahn. Das wertet die Sammlung ab und irgend wann muss man dann doch die 50 Euro ausgeben, weil der fehlende Zahn eben doch nervt beim 100sten Durchschauen der Sammlung.
Daher gibt es kaum eine feste Reihenfolge von Kriterien. Bei seltenen Marken gibt es immer Kompromisse zu fällen, bei Massenware keine Kompromisse.