Hallo zusammen,
Wie einige von Euch sicherlich schon bemerkt haben, führe ich seit ein paar Tagen einen neuen Avatar hier im Forum: Es handelt sich um die 1 Schilling-Marke von 1850 aus Schleswig-Holstein. Ich bin ja in ungebrauchte klassische Briefmarken verliebt und diese zählt - so meine ich - zu den allerschönsten darunter.
Und noch ein wenig Hintergrund:
Im Zusammenhang mit der Märzrevolution 1848 brach auch in Schleswig-Holstein der schon lange schwelende Konflikt zwischen deutsch- und dänischgesinnten Kräften offen aus. In Kiel wurde eine provisorische Regierung ausgerufen, die die Aufnahme eines vereinten Schleswig-Holsteins in den Deutschen Bund verlangte. Die Verantwortung für den Postdienst wurde dem Finanzministerium und die Organisation des Postdienstes dem Studienrat und Verleger Dr. Wilhelm Ahlmann übertragen.
Die Provinzversammlung vom 26. März 1850 bevollmächtigte das Finanzministerium zur Herstellung von Briefmarken, welche das Wappen von Schleswig-Holstein tragen sollten. Aus etwa 100 Entwürfen wurde jener von Dietrich C. Claudius angenommen, und nachdem man sich über die Wertstufen (zu 1 und 2 Schilling) geeinigt hatte, wurde der Firma H. W. Köbner & Lehmkuhl in Altona der Druck der Marken übertragen.
Die Einführung der Briefmarken wurde am 5. November 1850 bekanntgemacht und ab dem 15. November waren sie im Verkauf erhältlich. Zwischen 10. November 1850 und 14. Februar 1851 wurden 1‘300'000 Stück der 1 Schilling-Marke und 700‘000 Stück der 2 Schilling-Marke an 42 Postanstalten in Holstein ausgeliefert. Eigentlich zur Verwendung im gesamten Gebiet von Schleswig-Holstein und Lauenburg gedacht, sind sie der politischen Verhältnisse wegen nur in Holstein zur Verwendung gelangt.
Eine Pflicht zur Verwendung der Briefmarken gab es allerdings nicht, und auch ein finanzieller Anreiz war nicht gegeben, denn ein mit Marken frankierter Brief kostete genau gleich viel wie einer ohne. Das erklärt wohl auch, warum nur gerade 8‘000 der 1 Schilling-Marken und 4‘000 der 2 Schilling-Marken verkauft worden sind (und warum gestempelte Exemplare heute so selten und teuer sind). Die führenden Schleswig-Holstein-Experten (Carl Aage Møller, Carl H. Lange, Ewald Müller-Mark, Walter Engel und Wolfgang Jakubek) haben insgesamt weniger als 1‘100 gestempelte Marken und etwa 100 Briefe ausfindig machen können.
Die Gültigkeit der beiden Marken endete bereits im März 1851, verwendet werden konnten sie aber noch bis Ende August 1851 (laut Michel-Katalog ist sogar die Verwendung bis April 1852 bekannt). Der Restbestand an Marken kam nach ihrer Ausserkurssetzung an das Archiv in Kopenhagen, von wo aus sie später in den Handel gelangten.
Liebe Grüsse,
Claude D.