Rätselhafte Ansichtskarten

  • Würde gerne herausfinden, wo sich dieser schöne Turm in Frankreich im 1. Weltkrieg befand und was das für ein Turm war, vielleicht eine Kirche? Von wem und warum wurde er zerstört?


    Der Ort vor der Inschrift wurde sorgfältig herausradiert (von der damaligen Kriegs-Führung befohlen!), man kann nichts mehr lesen, der Länge der Radierung nach könnte der Ort aus ca. 15 Buchstaben bestanden haben. Der Absender gibt auf der Adress-Seite ebenfalls keinen Hinweis auf den Ort, sondern schreibt auf der Bildseite nur: „Dieser Turm ist dem Erdboden gleich.“


    Die Karte wurde am 2.4.1916 geschrieben. Absender-Adresse ist: Füsilier Meins, Garde-Regiment zu Fuß, 1. Garde Infanterie-Division, 2. Garde Infanterie-Brigade im Westen. Im violetten Einheits-Stempel steht: 4. Garde-Regiment z. F. (zu Fuß) Füsilier-Bataillon, im Feldpost-Expeditions-Stempel steht: 1. Garde Infanterie Division.


    Die Karte wurde erst am 4.5.1916 abgestempelt, also über einen Monat nach der Beschriftung durch den Soldaten.


    Über Wikipedia findet man heraus, dass die 1. Garde Infanterie Division vom 17.10.1915 – 24.7.1916 im Bereich Roye-Noyon bei Stellungskämpfen eingesetzt war. Vermutlich stand der Turm in dieser Gegend.


    Gruß kartenhai

  • Hallo Lars,


    vielen Dank für die Aufklärung des Rätsels, Du hast mir sehr damit geholfen. :)


    Die ausradierte Stelle muß somit Chiry-Ourscamp (in der Nähe von Noyon) heissen. Über diesen Turm und seine Entstehung steht nicht viel im Internet, und wenn, dann nur auf Französisch. Habe noch etwas recherchiert und folgendes darüber herausbekommen:


    Dieser Turm (genannt: Château Mennechet) gehörte zusammen mit 2 Villen (Herrenhäusern) zu einer Burg oder einem Schloss im Stil von Heinrich II., das Alphonse Mennechet de Barival (1812-1903), ein reicher Gelehrter aus Paris, um 1880 erbaute, um seine Kunstsammlungen (Gemälde, Skulpturen und Keramik) aufzunehmen. Woher dieser Mann sein riesiges Vermögen hatte, blieb ein Rätsel.


    Der 42 Meter hohe Turm wurde erbaut als Denkmal zur Erinnerung an seine Frau Caroline, die jung starb. Sie spielte gut Klavier, komponierte auch und war Vertraute der Familie von Victor Hugo. Der Turm wurde von Zeitgenossen damals auch „Wahnsinn“ genannt! :O_O:


    Im ersten Weltkrieg wurde die Schlossgalerie beschädigt, der Turm und die Herrenhäuser bombardiert und dabei völlig zerstört. Wer den Turm letztendlich zerstörte, darüber gibt es Widersprüche:
    Auf einer anderen Ansichtskarte im 2. untenstehenden Link steht geschrieben: Am 14.9.1914 von den Deutschen zerstört.
    In einem Kriegsbericht der damaligen Zeit steht dagegen, der Turm wurde am 16.9.1914 von den Deutschen erobert:


    "Jeder, der an der Oise mit gefochten hat, kennt den weit ins Land schauenden Turm von Chiry. Er steht auf einer der ersten Höhen südlich von Royon und war der Kernpunkt heiß umstrittenen Geländes, da er einen guten Beobachtungsstand bot. Von uns wurde er, als er noch im feindlichen Besitz war, aus kunstfreundlichen Gründen geschont, von den Franzosen aber, nachdem wir ihn erobert hatten, dauernd mit Granaten beschossen. Hier setzte der Feind seine neuen Kräfte ein, um unsern von der I. Armee gebildeten rechten Flügel zu umgehen. Die große Landstraße Paris-Compiegne-Royon-St. Quentin führt an Thiry vorbei.“



    Hier noch 4 weitere Karten vom Turm und mehrere vom Schloss:



    Die verbliebene Burg ist heute eine überwucherte Ruine und ein historisches Denkmal, das 2007 bereits einmal abgerissen werden sollte, aber verschont blieb.


    Gruß kartenhai

  • Habe den Thread-Namen mal abgeändert in "Rätselhafte Ansichtskarten". Hier kann jeder Karten einstellen, die er nicht zuordnen kann, bei denen er den Ort nicht findet, den Text oder den Stempel nicht lesen kann, Signaturen bei einer Künstlerkarte nicht kennt oder andere Fragen dazu hat.


    Fange mal an damit:
    Kann jemand diese seltsame Karte deuten?


    Das Internet gibt darüber keine Auskunft. Eine Karikatur als Werbung für ein Make-up oder Schminke namens „Little Paff“. Die Rückseite hat nur eine Ansichtskarten-Einteilung auf Deutsch und ist unbeschriftet. Das Alter könnte man auf ca. 1910 schätzen.


    Gruß kartenhai

  • Hallo Karten-Rätsler,


    nach einem aktuellen Hinweis hat die Karte vermutlich nichts mit Werbung zu tun (Make-up), sondern ist eine Art Kriegs-Propaganda-Karte aus dem 1. Weltkrieg (1914-1918). Da es eine deutsche Karte ist (Inschrift auf der Rückseite), könnte es sich um einen Politiker aus England oder Amerika handeln, der mit dieser Karte verunglimpft werden sollte. Auch die Gesichtszüge sollten wie bei einer richtigen Karikatur, auf jemand bestimmten hinweisen. Habe aber noch keine ähnliche Person der damaligen Zeit gefunden.


    Auch der Spitzname "Little Paff" könnte zum Ziel führen, im Internet ist dieser Name aber leider nicht zu finden.


    Auf jeden Fall sind wir schon ein Stück weiter bei der Lösung des Rätsels.


    Gruß kartenhai

  • Den beiden britischen Premier-Ministern der damaligen Zeit, Herbert Henry Asquith (1908-1916) und David Lloyd George (1916-1922) sieht die Karikatur eigentlich nicht ähnlich.


    Paff (Druckfehler?) ist im Wörterbuch nicht zu finden, dagegen aber Puff, das wie Paff ausgesprochen wird, bedeutet soviel wie Hauch, Pfeifenrauch, Dampf, Wölkchen, Windbeutel, aufdringliche Reklame.


    Wer wurde damals so genannt ?(


    Gruß kartenhai

  • Hallo,


    hier habe ich mal wieder eine Ansichtkarte, die ich nicht zuordnen kann. Ich habe leider keinerlei weitere Angaben dazu. Vermutlich ist daher eine Ortsbestimmung kaum möglich. Andererseits habe ich höchste Achtung vor den detektivischen Fähigkeiten von kartenhai & co. und will nichts unversucht lassen.


    Vielen Dank und Gruß,


    Alexander-Baer

  • Hallo Alexander-Baer,


    da die Karte von einem internationalen Reisebüro mit Niederlassungen in diversen Ländern vertrieben worden ist, könnte sie von jedem Land sein, in das die Reisen dieses Büros früher vermittelt wurden.


    Unten rechts sind senkrecht einige weiße Zeichen in geregelter Ordnung aufgedruckt, vielleicht sind das Buchstaben, die gegen das Licht gesehen oder schräg gehalten einen Begriff ergeben?


    Auch wenn das Land gefunden worden ist, ein Ort läßt sich wohl nicht mehr feststellen.


    Bei einem Verkauf würde ich die Karte unter Motive Pferde, Bauer, Landwirtschaft, Ernte einstellen.


    Gruß kartenhai

  • Hallo kartenhai,


    danke für Deine Hinweise. Die blassen Zeichen unten rechts könnten vielleicht näheren Aufschluß geben, aber sie sind auch nach verschiedenen Bearbeitungen mit meinem Fotoprogramm für mich nicht lesbar. Es bleibt dann wohl beim Motiv "Bauer - Pferd..."


    Vielen Dank für Deine Mühe,


    Gruß,


    Alexander-Baer

  • Hallo zusammen,
    darf ich hier mal nach einem Ort fragen, auch wenn es sich nicht um eine Ansichtskarte handelt?
    Das Foto im Anhang zeigt ein sehr großes Haus und im Hintergrund einen Fluss. Anhand der Schatten würde ich davon ausgehen, dass das Haus eher südlich von diesem Fluss steht.


    Das Bild hat Max Wucherer gemacht, der in der Gegend von Konstanz am Bodensee lebte und 1871 in die USA auswanderte. Wir haben im Raum Konstanz und den Rhein ein Stück runter schon alles abgesucht, aber keinen Erfolg gehabt. Es könnte natürlich auch sonstwo in der Schweiz oder auch in Österreich sein, oder vielleicht auch im Elsass oder weiter den Rhein runter. Es ist natürlich auch nicht auszuschließen, dass diese Gebäude gar nicht mehr existieren.


    Ich danke für eure Hilfe.


    Schönen Gruß aus Konstanz,
    Karsten Meyer

  • Hallo Alexander-Baer,


    ich habe mir heute Deine Karte mit dem Fuhrwerk angesehen und bei der Ladung kam mir plötzlich die Idee, dass es sich um einen Eislieferanten handeln könnte. Bei den langen Kisten könnte es sich um Stangeneis handeln, dass in Stroh verpackt an die Kunden ausgeliefert wurde. Damals gab es ja noch keine elektischen Kühlschränke.
    Die Aufnahme stammt mit einiger Sicherheit aus der Kaiserzeit.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Weiß jemand, in welchem Ort sich im 1. Weltkrieg die bayerische Armeefernsprech-Abteilung 106, Deutsche Feldpost 687 befand? Oder wurde diese Abteilung erst im Kriegsgebiet, hier wohl in Frankreich, zusammengestellt? Die Karte ist von 1918.


    Das Motto der Karte "Saure Wochen, Frohe Feste" stammt übrigens aus Goethe`s Gedicht "Der Schatzgräber".


    Gruß kartenhai

  • Welche Stadt könnte auf dieser alten Ansichtskarte von 1908 zu sehen sein? Lt. Bleistift-Vermerk auf der Rückseite handelt es sich um eine Fronleichnams-Prozession. Mit einer starken Lupe ist ein Straßenschild zu entziffern: Juliuspromenade 29-31 auf einem Haus mit der Aufschrift: Cigaretten Chr. Rosch. Auf der anderen Seite der Straße liest man: Cafe Wittelsbach Billard-Saal und Georg Lüpsch. Eine Juliuspromenade gibt es lt. Internet in den Orten: Würzburg, Bad Königshofen und Hohenroth bei Bad Neustadt.


    Gruß kartenhai

  • Zitat

    Original von kartenhai
    Die Aufnahme schätze ich zwischen 1950 und 1960.


    Schau dir mal die Autos auf dem Parkplatz an, der oberhalb des linken Pfeilers zu erkennen ist, sieht mehr nach 30-40iger Jahre aus, den Autos nach zu beurteilen.


    Zu deiner Prozession, ist dir aufgefallen, dass die Straße Straßenbahnschienen hat? In Würzburg zumindest fährt auch eine Straßenbahn durch die Juliuspromenade.

  • Jetzt hab ich's:


    Das Seilbahnunglück ist von der Schauinslandbahn bei Freiburg in Breisgau vom 26. November 1932


    Ein paar Bilder von der Bahn:
    (leider nur noch über das web.archive erreichbar.)


    Wenn man die Gondeln und die Pfeiler vergleicht wird es klar, das es diese Bahn ist.