Hallo,
da hätte ich doch fast eine Ausgabe der Gilbert & Ellice Inseln aus dem Jahre 1940 vergessen. Der Michel notiert die Ausgabe unter Portomarken (Nr.1-8). Die Ausgabe dieser Spezialmarken für ein so kleines Postgebiet wie die Gilbert & Ellice Inseln ist sehr ungewöhnlich lässt sich aber ganz gut erklären. Zur selben Zeit wurden für die ebenfalls britischen Gebiete Fidschi und Salomon-Inseln ebenfalls Portomarken aufgelegt. Bei dem deutlich höheren Briefaufkommen dieser Gebiete, besonders der Fidschi-Inseln, ein durchaus logisches Vorgehen. Um in dieser Beziehung auch für die anderen "Western Pacific High Commission Territorys" ein einheitliches Bild zu wahren beschloss man auch für das kleine Gebiet der Gilbert & Ellice Inseln diese Portomarken aufzulegen. Das Ganze war also eine politische Entscheidung!
Die Ausgabe umfasst 8 Werte und wurde durch die Firma Bradbury, Wilkinson auf Papier mit dem Wasserzeichen 2 im Buchdruck erstellt. Gedruckt wurden die Marken in Bögen von 10 zu 6 Marken. Die Marken die in die Kolonie geschickt wurden sind mit Wachspapier geschützt und die Bögen durchnummeriert worden (ab 01 aufwärts). Die Ausgabe wurde in zwei Auflagen gedruckt (1940 und 1942/43). Für den 1d-Wert wurde im Jahre 1946 eine dritte Augabe nachgeordert. Hier ein Überblick über die Auflagen und die Auflagenstärken der einzelnen Marken (Quelle: Philatelic Handbook of the Gilbert & Ellice Islands):
- 1d - Ausgabe 1940 - 18.560 Stück davon 8.000 Stück für Händler
- 1d - Ausgabe 1943 - 13.060 Stück (alle an die Crown Agents)
- 1d - Ausgabe 1947 - 26.760 Stück (alle an die Crown Agents)
- 2d - Ausgabe 1940 - 18.560 Stück davon 8.000 Stück für Händler
- 2d - Ausgabe 1943 - 15.720 Stück (alle an die Crown Agents)
- 3d - Ausgabe 1940 - 18.560 Stück 8.000 Stück für Händler
- 3d - Ausgabe 1943 - 15.720 Stück (alle an die Crown Agents)
- 4d - Ausgabe 1940 - 18.560 Stück 8.000 Stück für Händler
- 4d - Ausgabe 1943 - 11.760 Stück (alle an die Crown Agents)
- 5d - Ausgabe 1940 - 18.560 Stück 8.000 Stück für Händler
- 5d - Ausgabe 1943 - 12.480 Stück (alle an die Crown Agents)
- 6d - Ausgabe 1940 - 18.560 Stück 8.000 Stück für Händler
- 6d - Ausgabe 1943 - 15.600 Stück (alle an die Crown Agents)
- 1Sh - Ausgabe 1940 - 12.240 Stück 6.000 Stück für Händler
- 1Sh - Ausgabe 1943 - 13.560 Stück (alle an die Crown Agents)
- 1Sh/6d - Ausgabe 1940 - 12.240 Stück 6.000 Stück für Händler
- 1Sh/6d - Ausgabe 1943 - 11.640 Stück (alle an die Crown Agents)
Man kann deutlich erkennen das um die 40 Prozent der ersten Auflage sofort an Händler gingen und somit direkt auf den Sammlermarkt gespült wurden. Für die zweite bzw. dritte Ausgabe (1d-Wert) liegen solche Angaben leider nicht vor.
Ein Ersttag für die Ausgabe kann aufgrund der Funktion der Marken nicht genannt werden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden das verwendete Marken ab ca. Juni / Juli 1940 vorkommen können da die erste Auflage am 22.05.1940 versendet wurde. Ab 1940 bis zur japanischen Invasion wurden die Marken ausschließlich auf der Ocean Insel verwendet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Marken auch auf Tarawa benutzt. Später wurden auch Markenkontigente nach Fanning, Canton Island und Funafuti verteilt und dort verwendet. Im Jahre 1947 wurden auch Marken der Ausgabe neben regulären Marken auf Beru Island verwendet. Diese Verwendung war eigentlich nicht abgesegnet. Die Bestände auf der Insel stammten von Ocean Island und wurden bei der Evakuierung des Gouverneurs von Ocean Island (1942 - japanische Invasion) in der dortigen Post Office eingelagert. Verwendet wurden die Marken auf Tarawa bis Anfang 1965. Zu diesem Zeitpunkt sollen die Marken dem tropischen Klima schon deutlich Tribut gezollt haben. Entgültig aus dem Verkehr wurden die Marken im Jahre 1966 gezogen (Währungsumstellung von Pfund auf Australischen Dollar).
Von den Marken sind auch Specimen (420 Marken je Wertstufe) aufgelegt worden. Das Wort Specimen wurde dabei halbkreisförmig in das Markenbild hineingestanzt.
Vom 3d-Wert ist eine konstanter Plattenfehler (Reihe 10, Spalte 5) bekannt. Dabei ist das B in GILBERT beschädigt und sieht wie ein kleines b aus.
Fazit: Die Beschaffung der Ausgabe ist nicht ganz billig. Der Michel taxiert den Preis für einen nicht verwendeten Satz auf ca. 200 €. Für einen gestempelten Satz ist fast das doppelte fällig. Am Markt ist dieser Preis und hier beziehe ich mich auf unbenutzte Marken sicher nicht unbedingt realistisch. Mir ist jedoch aufgefallen das die Marken in einer relativ großen preislichen Bandbreite angeboten werden. Also sollte man genauer auf den Erhaltungszustand schauen, denn vermeintliche Schnäppchen können sich sonst schnell als Fehlinvestitionen entpuppen. Wie sieht es mit Bearf aus? Der ist durchaus zu finden aber extrem begehrt und auch relativ hochpreisig. Ich gehe sogar soweit und würde solche Briefe als die Raritäten dieses Sammelgebietes bezeichnen. Mir ist es bis jetzt noch nicht gelungen einen derartigen Brief zu erwerben. Doch Vorsicht beim Erwerb solcher Briefe und gestempelter Ausgaben! Hohe Preise für gestempelte Ausgaben und Briefe lassen bekanntlich auch immer wieder unseriöse Angebote auf den Plan treten. Man sollte sich also vorher gut informieren.
Heute kann ich leider nur die postfrische Ausgabe zeigen aber das ist doch immerhin ein Anfang.
Bis bald phoenix