Ostasien Postgeschichte und Belege

  • Hallo zusammen,


    da meine Fragen eher nicht mit dem momentanen Hype um chinesische Marken zusammenhängen, eröffne ich hiermit einen thread für Fragen rund um Portostufen, Versendungsarten und andere mehr philatelistische Fragen.


    Hier meine erste Frage. Es handelt sich um einen eingeschriebenen Brief aus Canton via Harbin und Sibirien nach Kopenhagen. Die Marken sind mti dem Stempel "Canton 26.11.25" entwertet. Hier wurde also die europäische Jahreszahl verwendet. Rückseitig Transitstempel "Harbin 9.12.25" und Ankunftstempel "Kopenhagen K 25.12.25" Laufzeit insgesamt 29 Tage. Offenbar war selbst aus dem südchinesischen
    Canton der Laufweg nach Dänemark via Sibirien schneller als der Seeweg via Suez.


    Nun meine Frage, der Brief ist mit 26 Cents frankiert. Ist meine Vermutung zur Einschreibegebühr 10 cents richtig? Ich vermute der Brief war 2. Gewichtsstufe, also 16 cents Porto (1.10.25 bis 30.6.30). Leider habe ich keine Unterlagen zur Einschreibegebühr.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo,


    Briefporto stimmt. 10 C. war R-Zuschlag


    R-Porto ab China nach UPU war:


    1897.2.2 - 1922.10.31 10 C.
    1922.11.1 - 12.31 15 C.
    1923.1.1 - 1929.1.31 10 C.
    1929.2.1 - 1931.1.31 15 C.
    1931.2.1 - 1931.6.30 20 C.
    1931.7.1 - 1935.5.30 25 C.
    1935.6.1 - 1936.1.31 20 C.
    1936.2.1 - 1939.8.31 25 C.
    1939.9.1 - 1941.10.31 50 C.
    1941.11.1 - 1942.10.31 $1
    1942.11.1 - 1943.5.30 $1.50
    1943.6.1 - 1944.40.30 $2.60
    1944.5.1 - 1945.9.30 $6


    Abgeschrieben aus Sieh/Blackburn, Postage Rates of China 1867-1980, Taipeh 1981, S. 54-56. Ist antiquarisch oder über Briefmarkenauktionen noch zu beschaffen.


    Die Portoraten aus den japanisch besetzten Gebieten (Nordchina, Küstengebiete mit Shanghai, Peking usw.) waren bis September 1940 nahezu identisch (Nordchina meist die Hälfte). Danach wesentlich höher.


    Gruß
    ligneN

  • Hallo lignN,


    vielen Dank für Deine Auskünfte. Das Buch hatte ich mir vor Jahren schon mal aus der Münchner Philabibliothek ausgeliehen aber nur wenige Seiten kopiert. Ich werde es mir nochmals ausleihen. Bin übrigens gerade aus DK zurück, habe viele neue Belege mitgebracht. Werde demnächst das eine oder andere zeigen.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    hier ein Brief, den ich beim Stöbern in Roskilde gefunden habe. Mi. 285 als portogerechte EF aus Shanghai nach Kopenhagen/Dänemark. Briefporto ab dem 1.2.36 25 Cts. Die Frankatur ist für einen Brief aus Shanghai sehr passend, denn das Markenmotiv zeigt das Hauptpostamt in Shanghai.
    Die Marke ist mit einem seltsamen und für mich unleserlichen (Sonder?) Stempel entwertet. Da der Brief auf der Rückseite einen regulären Shanghai-Stempel vom 11.10.36 trägt und die Markenserie laut Michel-Katalog am 10.10. herauskam, könnte es sich eventuell um einen FDC-Sonderstempel handeln. Kann jemand weiterhelfen?


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    zu diesem Brief habe ich eigentlich keine Frage, sondern möchte Euch diese Neuerwerbung "nur" zeigen.
    Es handelt sich um einen einfachen Brief des Arboretums und Botanischen Gartens in Lu-Shan an den bekannten dänischen Botaniker und Leiter des Botanischen Museums Dr. Carl Christensen, der am 11.8.39 in Likiang in der chinesischen Provinz Yünnan aufgegeben wurde. Der Brief war portorichtig mit einer 25 cent Marke (Mi. 309 / 150 Jahre Verfassung der Vereinigten Staaten) frankiert.
    Rückseitig sieht man einen völlig verschmierten chinesischen Transitstempel, den ich nicht deuten kann. Dann rückseitig den Transitstempel Hanoi R.P. vom 22.8.39 samt dem Stempel der französischen Militärzensur, ich vermute, dass es sich hierbei um die Briefzensur in Europa handelt, denn wenn der Brief am 22.8. Hanoi verlassen hat, dann kann er Europa erst nach Ausbruch des 2. Weltkrieges erreicht haben.
    Der Brief lief nicht über Sibirien, zum einen dürfte die Route Haiphong - Europa via Suez schneller gewesen sein als via Sibirien und zum anderen herrschte zwischen Japan und China seit 1937 Krieg. Post aus dem unbesetzten Süden Chinas wurde meines Wissens nie über Sibirien geleitet.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    nach dem Ende des 2. Weltkrieges verlor die Transsibirienroute aufgrund des ausbrechenden Kalten Krieges und dem Aufschwung des Luftpostverkehrs rasch an Bedeutung.


    Hier ein Luftpostbrief aus Futschou nach Kopenhagen/Dänemark vom 5.3.46. Rückseitig ein Transitstempel von Shanghai 21.3.46 und der Ankunftstempel København Ø 3.4.46.


    Vermutlich wurde der brief mit einem Flug der BOAC befördert. Porto 30$ (1.10.45 bis 30.8.46) und Luftpostzuschlag 50$ je 5g Gewicht (4.10.45 bis 20.5.46 für Luftpostbriefe nach Westeuropa). Bei einem Gewicht bis 15g wären die 180$, die auf dem Brief verklebt sind, portogerecht.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    jetzt kommt auch mein letzter Beitrag für dieses Jahr.


    Eine Drucksache aus dem Jahr 1934 aus Shanghai nach Kopenhagen. In Shanghai wohl direkt in den Schiffssbriefkasten des Dampfers nach Dairen (ehem. Pt. Arthur) eingeworfen, deshalb "Paquebot" Stempel und Marken erst vom japanischen Postamt in Dairen entwertet. Offenbar Postroute via Sibirien (ohne Leitvermerk). Kein Ankunftstempel.
    Vermutlich um 1 Ct. überfrankiert, denn lt. Sieh/Blackburn belief sich das Drucksachenporto auf 5 Cent p. 50g Gewicht vom 1.Juli 1931 bis 31. Mai 1935.


    Viele Grüße und allen Forumsmitgliedern und Besuchern ein gutes Neues Jahr 2011 und viel Spass und Freude an der Philatelie und am Philaforum


    DKKW

  • Hallo zusammen


    Hier ein Brief aus Manchuria nach Dänemark. Sendet am 7.10.1940 nach Lemvig, Jüttland, hier angekommen am 27.12.1940, weitegeleitet nach Søborg bei Kopenhagen.
    Mit japanisches Zensur und Durchgestemplet in Berlin mit Stempel Type B30a in rote Farbe.


    Viele Grüße
    Jørgen

  • Zitat

    Original von DKKW
    Hallo zusammen,


    hier ein Brief, den ich beim Stöbern in Roskilde gefunden habe. Mi. 285 als portogerechte EF aus Shanghai nach Kopenhagen/Dänemark. Briefporto ab dem 1.2.36 25 Cts. Die Frankatur ist für einen Brief aus Shanghai sehr passend, denn das Markenmotiv zeigt das Hauptpostamt in Shanghai.
    Die Marke ist mit einem seltsamen und für mich unleserlichen (Sonder?) Stempel entwertet. Da der Brief auf der Rückseite einen regulären Shanghai-Stempel vom 11.10.36 trägt und die Markenserie laut Michel-Katalog am 10.10. herauskam, könnte es sich eventuell um einen FDC-Sonderstempel handeln. Kann jemand weiterhelfen?


    Viele Grüße
    DKKW


    Hallo,
    das ist der zugehörige Sonderstempel. Datum 25.10.31 = 31. Oktober 1936. Also nicht der Erstausgabetag. Der Transit auf der Rückseite ist auch vom 31. (nicht: 11.) 10. Oberfläche glattstreichen, dann sieht mans ;)


    Gruß
    ligneN

  • Hallo ligneN,


    danke für den Hinweis auf den Sonderstempel.


    Auf die Idee, den verschrumpelten Umschlag glattzustreichen, hätte ich natürlich selbst kommen müssen, Du hast natürlich recht. Es ist der 31.10.36 :ups:


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    der heutige Brief wurde von einem Seemann von Japan (vermutlich 1921, die Stempel sind etwas unklar) nach Aalborg in Dänemark geschickt. Das besondere ist der Schmuckbriefumschlag aus Bambusstreifen(?), so etwas fand bestimmt großen Anklang bei den "Langnasen" aus Europa und Amerika :D
    Das Kuvert ist offen, die verklebten 10 Sen könnten also ein Drucksachenporto gewesen sein. Leider bin ich auf der Suche nach einer japanischen Portoübersicht noch nicht fündig geworden.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Es handelt sich bei dem Stempel um einen Auslandsstempel in Lateinschrift.
    Den gibt es für japanische PÄ (JAPAN im unteren Bogensegment) und für AuslandsPÄ (I.J.P.O).


    10 Sen waren in den 1910ern und frühen 1920ern das Porto für den Standartbrief ins Ausland.


    Mit klarem Stempel wäre der Briefumschlag philatelistisch interessanter.
    Leider geht aus dem Umschlag auch sonst nicht der Aufgabeort hervor.

  • Hallo Zackenzaehler,


    der japanische Stempel ist extrem schwach, ich neige dazu, dass im unteren Bogen I.J.P.O. steht, also ein japanisches Auslandspostamt.


    Der dänische Ankunftsstempel lautet "Aalborg 1.OMB 30.6.?1"
    1. OMB heisst 1. Verteilung. Wie gesagt, ich vermute, dass der brief aus dem Jahr 1921 stammt.


    Die philatelistische Aussagekraft dieses Briefes ist aufgrund der Unklarheit der Stempelabschläge gering, diesen Brief habe ich aufgrund des Schmuckkuverts gekauft.


    Heute habe ich der Münchner Philabibliothek in den Rundbriefen der ARGE Japan gestöbert und endlich eine Übersicht der Auslandsporti gefunden. Jetzt kann ich endlich auch die Porti erklären. 10 sen wie auf dem oben gezeigten Brief wäre das Auslandsbriefporto vom 1.10.1907 bis 31.12.1921 gewesen.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo,


    bei den japanischen Postämtern in China "proper" wurden Marken mit Aufdruck verwendet. Bis zum 31.12.1922. Danach wurden die Ämter geschlossen.


    Im Kwantung-Pachtgebiet (Dairen, Port Arthur usw.) sowie in der Südmandschurischen Eisenbahnzone (SMRZ, Mukden, Changchun usw.) wurden ab 1908 keine Aufdruckmarken mehr verwendet. Sondern normale japanische Briefmarken. Daher stammt dieser Brief.


    Die SMRZ-Ämter wurden am 1.12..1937 Manchuko übergeben.
    Das Kwantung Pachtgebiet bestand bis Kriegsende 1945.


    Gruß
    ligneN

  • Hallo ligneN,


    nicht zum ersten Mal (und hoffentlich nicht zum letzten Mal) ein herzliches Dankeschön für die wertvollen Zusatzinformation, die ich von Dir erhalte.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    mein heutiger Beleg verlangt etwas umfangreichere Ausführungen ;)


    Es handelt sich um einen vermutlich überfrankierten Brief aus Hsinking in Mandschukuo nach Dänemark.
    Frankiert ist dieser Brief mit den vier verschiedenen Werten der dritten Gedenkausgabe des Jahres 1937 zu 2, 4, 8 und 12 Fen (Mi. Nr. 109-111 und 113) insgesamt also 26 Fen. Nach Heft 22 "Mandschukuo" der Schriftenreihe Neues Handbuch der Briefmarkenkunde betrug das Auslandsbriefporto aber nur 20 Fen (1.4.37 bis Ende des Staates Mandschukuo).
    Das Datum .5.1 25 ist das der 25.1. Jahr Kotoku 5 (1939). Die Schreibweise entspricht der in Japan üblichen Datumsschreibweise.
    Mandschukuo war ein japanischer Vasallenstaat mit dem vormaligen chinesischen Kaiser Pu-Yi als Marionettenkaiser von Japans Gnaden. Obwohl außer Japan kein Staat Mandschukuo anerkannte, wurden die Marken im Ausland akzeptiert. (Ähnlich heute Türkisch-Zypern).


    Der Absender blieb übrigens bis 1946 als Missionar in der Mandschurei.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo,


    ja, überfrankiert. Evtl. wollte der Missionar dem Empfänger (Sepnder?) etwas gutes tun.


    ***


    Es haben noch einige Staaten mehr Manchuko anerkannt, Italien, Nicaragua?...


    Die UPU regelt, daß Post aus Nicht-UPU-Mitgliedsstaaten weitergeleitet wird, wenn sie über UPU-Mitgliedsstaaten im Transit geleitet werden. Der Haupt-Transitstaat war Japan.
    Die UdSSR hat ebenfalls Post aus Manchuko weitergeleitet.
    Das reichte.


    Gruß
    ligneN

  • Hier haben wir es genau:



    Also fast nur die sogenannten Achsenmächte und dies auch oft recht spät.
    Interessant auch die Anerkennung durch Polen 1 1/2 Wochen vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs.


    Es ist doch immer wieder schön festzustellen, daß man sich durch die Beschäftigung mit Philatelie einiges Wissen aneignen kann.
    Das haben die Kritiker unseres Hobbys nicht auf der Rechnung!


    Z.

  • Hallo zusammen,


    @ Zackenzähler
    zunächst einmal ein herzliches Dankeschön für den eingestellten link, ich hatte diesmal nicht vorweg bei Wikipedia nachrecherchiert. Man lernt nie aus, von Mengjiang (jap. Satellitenstaat in der äußeren Mongolei) hatte ich bislang noch nicht gehört.


    Heute zeige ich ein Gegenstück zu einer Postsendung die ich kürzlich im Themenbereich Europa unter "via Sibirien" präsentiert habe. Es handelt sich um eine Drucksache der Atlas Stamp Company aus Shanghai nach Frederiksberg bei Kopenhagen.
    Mit Mi. 253, 383 und 390 portorichtig mit 10 cent frankiert (Auslandsdrucksachenporto 1.9.39 bis 31.10.41/Sieh, Blackburn: Postage Rates of China 1867-1980).


    Viele Grüße
    DKKW